Klicken Sie auf den unteren Button, um den Sprachumschalter über GoogleTranslate zu laden.
Wir feiern ein Jahrhundert visueller Wunder.
Schon vor Jahrhunderten wurden (Tisch-)Geräte, die die Bewegung der Planeten auf mechanische Weise anzeigten, als Planetarien bezeichnet. Die Geschichte der Planetarien im heutigen Sinne – Projektionsplanetarien – begann jedoch erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts:
Die Entwicklung des Projektionsplanetariums steht unter dem jahrhundertealten Einfluss verschiedener Modelle des Sternenhimmels in Form von Himmelsgloben (z. B. Gottorfer Globus (1664), Atwood Celestial Sphere (1913)) und mechanischen Modellen des Sonnensystems, die in erster Linie die Bewegungsabläufe der Himmelobjekte zueinander demonstrierten (zB Huygens Planetarium (1682), Eisinga Planetarium (1774)). Beide Modellvarianten werden im Sternenprojektor kombiniert und ermöglichen so eine geozentrische Betrachtung der Bewegungsabläufe am Nachthimmel.
Foto 1: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen / Marcus Dewanger
Foto 2: unbekannter Autor
Foto 3: Willem van Valkenburg
Die Inbetriebnahme des ersten Planetariumsprojektors (ZEISS Modell I) erfolgte am 16. September 1923, einen Monat später wurde er in einer nicht öffentlichen Vorführung im Deutschen Museum offiziellen Vertretern präsentiert. Die erste öffentliche Präsentation fand 1924 in Jena statt. Damit ging das Planetarium als „Das Wunder von Jena“ in die Geschichte ein.
Fotos 1, 2: Carl Zeiss Jena
Am 7. Mai 1925 wurde im Deutschen Museum in München die Eröffnung des weltweit ersten Projektionsplanetariums gefeiert.
Foto: Deutsches Museum, München
Das Model I von ZEISS wird weiterentwickelt und in Hantelform gebracht. Mit dessen Hilfe lässt sich auch die Südhalbkugel des Nachthimmels abbilden. Ab 1931 sind neben ZEISS weitere Akteure an der Entwicklung eigener Planetariumsprojektoren beteiligt. So entsteht 1931 in einer Schule in Lübeck die „Sternenkammer“, die damit auch zum ersten Schulplanetarium wird. Weitere neuartige Projektortechnologien sind ab 1936 nachgewiesen, z.B. der Lewis Projector (San Jose, CA/USA) oder der Korkosz Projector von 1937 (Springfield, MA/USA).
Foto: Andreas Scholl & Planetarium Barmen
Foto: Vintage Germany-Bildagentur für historische Fotografie
Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden insgesamt 25 Projektoren des Modells II in Deutschland, den USA, Italien, Japan, der UdSSR, Schweden, Belgien, Frankreich und Österreich installiert.
Die weltweite Verbreitung des Planetariums schreitet voran. Heute sind Planetarien in allen Teilen der Welt zu finden.
Bildnachweis: Adler Planetarium
Bildnachweis: Planetarium Historische Sammlung Andreas Scholl
Bildnachweis: Planetario Montevideo
Bildnachweis: Auckland Museum Library
Bildnachweis: Planetarium Johannesburg
Als das alte Naturkundemuseum in der Innenstadt von Boston geschlossen und das Wissenschaftsmuseum (MOS) gebaut wurde, entwickelte das MOS eine „Roadshow“, um durch die Region zu reisen, bis das neue Museum eröffnet wurde. So entstand 1948 das erste transportable Planetarium, um Projektionsshows in Schulen, Bibliotheken und Kirchen in Neuengland anzubieten. Die Holzkonstruktion mit einem Durchmesser von etwa 18 ½ Metern (5 Fuß) beherbergte einen Spitz-Sternenprojektor und bot Platz für 50 Personen. Das Planetarium wurde bis 2006 vom MOS und später von einer örtlichen Schule genutzt.
Fotos 1–3: Archiv des Wissenschaftsmuseums Boston
Durch den Einsatz zusätzlicher Diaprojektoren in der Planetariumskuppel können erstmals Bildinhalte dargestellt werden, die nicht vom Sternenprojektor selbst stammen: So können neben astronomischen Vorführungen nun auch nicht-astronomische Inhalte auf der Kuppel präsentiert werden. Diese waren als Quadrat mit einem Rahmen auf der Kuppel zu sehen.
Zwischen 1960 und 1975 trainierten mehr als 60 Astronauten aus den Mercury-, Gemini- und Apollo-Programmen sowie Skylab und dem Apollo-Sojus-Testprojekt im Morehead Planetarium & Science Center (North Carolina, USA). Dieses Training war notwendig, damit die Astronauten, die oft wenig Erfahrung mit Sternbildern oder Astronomie hatten, zuverlässig Leitsterne für die Flugleitsysteme finden konnten.
Foto: UNC-Chapel Hill Libraries
Mit dem Einsatz eines Fischaugen-Objektivs konnten ab 1963 kuppelfüllende Bilder projiziert werden, die nicht direkt von einem Sternenprojektor kamen. So konnte mit Hilfe von Fulldome-Bildern (Allskys) mehr als nur astronomischer Inhalt gezeigt werden. Diese ersten Allskys dienten vor allem der Darstellung von Naturphänomenen (Wolkenbildungen, Sonnenuntergänge, Unterwasseraufnahmen) und machten das Planetarium damit zu einem Ort, an dem neben der Astronomie auch andere Naturwissenschaften thematisiert werden konnten.
Fotos 1–6: Techniques of Extreme Wide-Angle Motion-Picture Photography and Projection, Richard O. Norton, Journal of the Society of Motion Picture and Television Engineers, Band 78, Februar 1929
Die ersten kommerziellen Projektoren für Spezialeffekte in Planetarien wurden 1968 von SkySkan angeboten. Nun mussten Effekte wie ziehende Wolken und rotierende schwarze Löcher nicht mehr mit dem realisiert werden, was in der Kuppel oder privat vorhanden war. Diese analogen Spezialeffekt-Projektoren wurden noch oft zusammen mit selbstgebauten Projektionsgeräten verwendet – aber mit Hilfe der neuen Techniken konnte ein neues Niveau an Spezialeffekten erreicht werden, das mit selbstgebauten Projektoren nur schwer zu realisieren war.
Fotos 1, 2: Sky-Skan Europe GmbH
Die Gründung der International Society of Planetarium Educators (ISPE) symbolisiert den Beginn eines zunehmenden Austausches zwischen verschiedenen Planetarien – nicht nur wie bisher auf eher regionaler Ebene, sondern auch über die Grenzen verschiedener Nationen hinweg. Bis dahin war (und ist in gewissem Maße immer noch) ein inhaltlicher Austausch vor allem aus technischen Gründen herausfordernd, da viele Planetarien neben kommerziell vertriebenen Sternenprojektoren auch überwiegend selbstgebaute technische Ausstattung hatten. Die ISPE war einer der Vorläufer der heutigen International Planetarium Society (IPS).
Foto: obere Hälfte: mit freundlicher Genehmigung von Dave Weinrich und IPS untere Hälfte: Cité de l'espace.
Mit der Verschmelzung der neuen IMAX-Dome-Filmtechnik und des klassischen Planetariums in einem gemeinsamen Raum ändert sich mancherorts nicht nur die Art der Präsentationen im Planetarium, sondern vor allem die Architektur selbst: Die ehemals kreisförmig angeordneten Sitzplätze werden jetzt in geraden Reihen höhenversetzt innerhalb einer schrägen Kuppel angeordnet. Als erstes Planetarium und IMAX Dome-Theater markiert das Fleet Space Theatre (Kalifornien, USA) den Beginn einer Konvergenzbewegung von linearem Spielfilm und interaktiven, live moderierten Planetariumsformaten.
Foto 1-5: Mary Anderson/ Fleet Space Theater
Ivan Dryers „Laserium“ war die erste Planetarium-Lasermusikshow und wurde am 19. November 1973 im Griffith Observatory Planetarium (Kalifornien, USA) uraufgeführt. Im Gegensatz zu den meisten Planetariumsverstaltungen hatten die musikalischen Darbietungen keinen Auftrag zur Wissensvermittlung, sondern waren rein unterhaltsam. Somit erleichterte die Verfügbarkeit von Lasersystemen auch eine neue Generation von Formaten, die heute noch in Planetarien zu finden sind.
Foto 1—3: Brian Wirthlin/Photon Alchemy
Der Einsatz zusätzlicher Projektoren im Planetarium ermöglicht nun die Darstellung zusätzlicher Bildinhalte sowie zusätzlicher (nicht-astronomischer) Filminhalte. Diese separaten Geräte erweitern damit ähnlich wie Dia- und Effektprojektoren die Präsentationsmöglichkeiten des Planetariums. Diese Entwicklungen führen aber auch dazu, dass in Planetarien teilweise bis zu 120 einzelne Mediengeräte zum Einsatz kommen, um ein kuppelfüllendes Erlebnis zu bieten.
Das erste digitale Projektionssystem für Planetarien, Digistar (I) von Evans & Sutherland, erzeugt kuppelfüllende Vektorgrafiken in Echtzeit. Damit ließen sich nicht nur die Funktionen des Sternenprojektors digital abbilden, sondern auch alle anderen visuellen Inhalte, die mittels zu projizierender Punkte und Linien denkbar waren: So war es erstmals möglich, den geozentrischen Blick auf den Nachthimmel virtuell zu verlassen und durch den Weltraum zu fliegen. Aufgrund der verwendeten Kathodenstrahlröhre waren die Projektionen monochromatisch und leicht grünlich.
Foto: Evans & Sutherland
1983 entwickelte die Firma SkySkan ein digitales Multimedia-Steuerungssystem für Planetarien. Die Entwicklung von analoger zu digitaler Technik in Planetarien wird damit nicht nur für die Projektoren selbst, sondern auch für alle anderen eingesetzten Mediengeräte vorangetrieben.
Foto: Anna Green
Mit der Entwicklung verschiedener Brücken- und Schlüsseltechnologien können ab Ende der 1990er Jahre digitale Stand- und Bewegtbilder im Fulldome-Format in Planetarien gezeigt werden. Dafür werden jetzt Rastergrafiken statt Vektorgrafiken verwendet. Dies ermöglicht neben der Generierung klassischer Planetariumsinhalte in Echtzeit auch das Abspielen von linearen, vorgerenderten Filmen.
Foto 1: Goto Inc. (Virtuarium)
Foto 2: Zeiss-Gruppe (ADLIP)
Digitale Fulldome-Technik ersetzt zunehmend (in manchen Planetarien bis zu 120) einzelne Mediengeräte, wodurch visuellen Inhalten in Planetarien keine technischen Grenzen mehr gesetzt sind. Darüber hinaus werden auch IMAX-Dome-Systeme, die teilweise parallel zur Planetariumstechnik installiert werden, durch Shared-Fulldome-Technik ersetzt. Sternprojektoren gibt es jedoch trotz der digitaler Darstellungsmöglichkeiten weiterhin und sie ergänzen die Fulldome-Technik.
Foto 1: RSA-Kosmos
Foto 2: Evans & Sutherland